Kleinblütige Königskerze – Verbascum thapsus – Braunwurzgewächse (Scrophulariaceae)

Sie ist der Mittelpunkt im Weihkräuterbuschen, um den sich die anderen Pflanzen gruppieren. So ein Buschen durfte nur 9, 15, 77 oder 99 Pflanzen beinhalten. Diese magischen Zahlen und ihre rituelle Verwendung lassen sich bis in die assyrische Zeit zurückverfolgen. Durch die Christianisierung wurde der Weihkräuterbusch Maria unterstellt und seither kirchlich gesegnet. Im Volksglauben sagte man den Spruch: “Unsere liebe Frau geht über das Land, sie trägt den Himmelbrand in ihrer Hand.”
Der Kräuterbuschen ist eine Art traditionelle Winterapotheke. In diesen Buschen kommen
verschiedene Kräuter, die einen farbenprächtigen und würzig duftenden Strauß ergeben. Im
Zentrum des Straußes steht die Königskerze, eine Pflanze, die nur an den sonnigsten, wärmsten und trockensten Plätzen zu finden ist.
Inhaltsstoffe: Schleimstoffe, Saponine, Flavonoide, Rutine, Invertzucker, Sterole, Kämpferol, Iridoide, ätherische Öle, Phenolcarbonsäuren wie Kaffee- und Ferulasäure
Verwendete Pflanzenteile: Wurzel, Blätter, heutzutage aber meist die Blüten
(Die gesammelten Pflanzen werden erst einige Stunden in der Sonne angetrocknet, danach trocknet man schonend im Schatten weiter. Die getrockneten Blüten und Blätter werden luftdicht und dunkel aufbewahrt.)
Standort/Vorkommen: Das heutige natürliche Verbreitungsgebiet schließt neben Mittel- und Südeuropa, den vorderen Orient sowie Nordafrika mit ein. In den meisten Fällen lässt sich die Königskerze vereinzelt oder grob verstreut finden. In seltenen Fällen bildet sie auch ausgiebige Flächen aus. Die Pflanze ist oft auf Ödland, Bahndämmen, Schuttland, Wald- und Parkränder oder in der Nähe von Ruinen zu finden. Sie bevorzugt Standorte mit hoher Lichtintensität, trockenen Böden und mittelmäßiger Nährstoffverfügbarkeit.
Sammelzeit: Der geforderte Erntezeitraum vom 15. August (Maria Himmelfahrt) bis zum 8. September (Maria Geburt) wird als „Frauendreißiger“ bezeichnet und galt damals als besonders günstig zum Kräutersammeln.

Verwendung in der Küche:
Königskerzenblüten sind nicht nur für die Heilkunde interessant, sondern können auch gegessen werden. Von der Königskerze sind die Blüten sowie das Kraut zum Verzehr geeignet. Die Blüten lassen sich als goldgelber Farbgeber zu Sirup, Limonaden oder Spirituosen verarbeiten. Geschmacklich erinnert die Königskerze an getrocknete Apfelringe. Das Aroma der Blätter ist etwas herber, aber dennoch fruchtig. Die strahlend gelben Blüten sorgen auf dem Teller für farbliche Akzente. Frisch gepflückt besitzen sie einen zarten Honigduft. Sie schmecken angenehm mild, leicht süßlich und etwas fruchtig.
Königskerzenblüten stärken nach Hildegard von Bingen auch das schwache und traurige Herz und machen den Menschen wieder fröhlich: Die frischen bzw. getrockneten Blüten einfach in Gerichten mitkochen, dem Omelett Teig beimengen, unter den Salat mischen, aufs Dessert streuen, in den Kuchenteig mengen usw. Königskerzenblüten verleihen jeder Suppe eine kräftige Farbe: dafür 2 Blüten in der Suppe mitköcheln lassen.
Zudem passen die Blüten gut zur Dekoration von Desserts. Ganz wichtig: Damit es im Hals nicht reizt und kratzt, werden für den Rohgenuss die wollig behaarten Staubgefäße aus den Blüten herausgeknipst. Die gelb färbenden und süßlichen Blüten können auch zur Likörherstelleng eingesetzt werden.
Um die Blüten zu konservieren, müssen sie trocken sein, wenn man sie erntet, da sie sonst eine schmutzige Farbe bekommen. Sie sollten möglichst wenig berührt werden und können im luftigen Schatten oder im Herd trocknen. Die Blütentrocknung verlangt viel Sorgfalt, da sie leicht schimmeln oder schwarze Flecken bekommen und damit verdorben sind. Die Blätter sind weniger empfindlich und können gut in heißem Öl mit oder ohne Teig frittiert und gegessen werden.

Rezept für einen selbst gemachten Königskerzenlikör
Zutaten:
- 75 g frische Königskerzenblüten
- ½ Vanillestange
- 0,5 l Korn oder Wodka
- 100 g Zucker
- 100 ml Wasser
Zubereitung:
Königskerzenblüten und klein geschnittene Vanillestange in ein verschließbares Glas geben und mit Korn oder Wodka auffüllen. An einem warmen, schattigen Platz 3–4 Tage ziehen lassen und gelegentlich schütteln. Durch ein feines Sieb abfiltern. Dann Zucker mit Wasser mischen und 10 Minuten köcheln lassen. Nach dem Abkühlen die Zuckerlösung mit dem Königskerzenauszug vermischen und in kleine Flaschen füllen. Vor Anbruch mindestens 3 Wochen im Keller reifen lassen.
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